Schloss Villandry wurde von Jean le Breton, Finanzminister unter Franz I., erbaut und zusammen mit
einem großen Garten 1536 fertiggestellt. Als eines der letzten an der Loire im Renaissancestil
gebauten Schlösser fehlen dem Bauwerk der italienische Einfluss und die Elemente des Mittelalters wie
dekorative Türmchen und Pechnasen fast ganz. Dieser einfachere, vollkommen französische Stil
kündigt mit seiner Dachform die Schlösser Anet, Fontainebleau und den späteren Stil in der
Zeit Heinrichs IV. an.
1705 übernahm der aus einer provenzalischen Familie stammende Marquis
de Castellane das Schloss und ließ es nach den Komfortansprüchen des 18. Jahrhunderts umbauen.
1906 wurde das Schloss von Joachim Carvallo-Adelmani gekauft, dem Urgroßvater des jetzigen Besitzers.
Er ließ die französischen Gärten im Stil des 16. Jahrhunderts im Einklang mit der korrigierten
Renaissance-Architektur des Schlosses anlegen.
Die nach alten Stichen rekonstruierten Gärten befinden
sich auf drei Ebenen. Zuoberst gibt es den Wassergarten. Sein Wasserbecken speist die Gartengräben,
der in die Schlossgräben (Gräften) übergehen. Auf der Ebene darunter befinden sich Ziergärten
mit Ornamentbeeten aus Buchsbaum. Der Teil direkt hinter dem Schloss bildet mit einer von zärtlicher,
leidenschaftlicher, unbeständiger und tragischer Liebe erzählenden Symbolik seiner Quadrate den Garten der Liebe<(i>.
Über die unterste Ebene erstreckt sich der vielfarbige Gemüsegarten mit seinen in schachbrettartig
angeordneten Kompartimenten gezogenen Gemüsepflanzen aller Art, die zur Zier dienen. Diese Art der Bepflanzung
geht auf das Mittelalter zurück. Die Mönche in ihren Klöstern liebten es, Gemüsebeete in
geometrischen Formen anzuordnen und mit hochstämmigen Rosenstöcken zu verschönen. Die zur Zier
eingefügten Fontänen, Gartenlauben und Blumenbeete zeigen dagegen den italienischen Einfluss auf
die Gartenbaukunst.
In ihrer Gesamtheit gehören die Gärten von Villandry sicher zu den weltweit
originellsten Gartenanlagen und sind Gegenstand vieler Betrachtungen zur Gartenbaugeschichte.